Ausdauertraining im Winter – Teil I

Ausdauer & anaerobe Stoffwechselsysteme

Will man den Begriff Ausdauer kategorisieren, so kann man dies anhand der Zeit tun. Den Zeitintervallen ordne ich gleich auch die Energiebereitstellung zu, das heißt, welche Stoffwechselsysteme für den Ausdauerbereich hauptsächlich zuständig sind. Dies ist wichtig zu wissen, wenn man sowohl gezielt trainieren, als sich auch gezielt ernähren will!

Sehr kurze oder sehr lange Belastungen sind jeweils fast ausschließlich anaerob bzw. aerob. Für alle Nicht-Lateiner und Nicht-Griechen 🙂 : aero bedeutet Luft und in diesem Falle Sauerstoff. Anaerob heißt also ohne Sauerstoff-, aerob mit Sauerstoffverbrauch Zyklus der Energiebereitstellung.

Bei der anaeroben Energiebereitstellung handelt es sich immer um eine starke Belastung, sonst würde diese Art von Stoffwechsel erst gar nicht anspringen. Wir unterscheiden zwei große Systeme: den Kreatinphosphatzyklus für die super kurzen Belastungen (z.B. maximale Antritte, Einmalwiederholungen) sowie den milchsäurebildenden Kohlenhydratzyklus (z.B. kurze Sprints unter einer Minute). Letzterer wird in der Fachsprache laktazider Glukoseabbau bzw. laktazide Glykolyse genannt.
Jetzt wissen wir auch bald, was er heißt, wenn Sportler schreiben: „Da schoss mir das Laktat in die Beine!“ 🙂

Merke also für harte, kurze Belastungen:

  • Kreatinphosphatspeicher halten nur sehr, sehr kurz; anschließend springt die laktazide Glykolyse als Motor an; anfänglich arbeiten beide Systeme noch parallel
  • die laktazide Glykolyse arbeitet so lange, bis die MilchSÄURE das Zellklima so verändert hat, dass die Kraftwerke unserer Muskeln nicht mehr auf diesem Niveau arbeiten können; die Leistung fällt ab und zwangsläufig springt ein anderer Stoffwechselzyklus an, der anfänglich wieder parallel läuft
  • Laktat wird bei geringerer Belastung bzw. bei der Regeneration wieder abgebaut, ABER
  • gehen wir an unsere Grenzen, entsteht so viel Laktat, dass wir irgendwann die Belastung tatsächlich abbrechen müssen, denn dann funktioniert auch kein anderer Stoffwechsel mehr
  • durch Trainingseinheiten mit Maximalbelastungen und eine gezielte Ernährung kann man die Laktattoleranz erhöhen

Häufig hört man, dass die anaerobe Glykolyse immer dann zum Tragen kommt, wenn bei Belastung nicht genug Sauerstoff im Blutkreislauf vorhanden ist. Das hieße ja, dass wir an Sauerstoffmangel leiden!!! Eine unzureichende Sauerstoffsättigung im Blut führt aber eher zu Schwindel und Ohnmachtsanfällen, als zur anaeroben Glykolyse!!!
Es ist eher so, wenn wir große Leistung erbringen wollen im Sinne der kurzen, harten Belastung:

  • die anaerobe Glykolyse springt an
  • der Organismus muss so schnell arbeiten, dass keine Zeit bleibt, Sauerstoff zu verstoffwechseln, denn dies ist ein langsamer Prozess.

Für mich heißt es jetzt auch erst einmal LUFT HOLEN 😉 . Im nächsten Artikel stelle ich euch die aeroben Stoffwechselsysteme vor und wie wir im Winter trainieren sollten…

P.s.: Das Frontbild stammt von der Trainingsplattform ZWIFT – Training auf der Rolle wird zu einer simulierten Radfahrt auf dem Bildschirm 😉

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