Kurt Exenberger im Interview – MTB-Expertise aus Tirol

Kurt Exenberger im Interview: Im Gespräch mit ihm sind Fatbikes sicherlich ein Thema, doch der vielseitige MTB-Profi und -Coach beschäftigt sich auch viel mit E-Mountainbikes. Klar, als Guide und Fahrtechniktrainer in der Region Kitzbühel / Tirol hat der sympathische Fahrrad-Freak mit den verschiedensten Menschen und Bikes zu tun.

Kurt Exenberger auf seinem Ghost Asket | Foto: Armin Walcher

Bikacademy, die Bikeschule von Kurt Exenberger zählt zu den Ersten Ihrer Art und ist durch seine Youtube-Tutorials auch über die österreichische Grenze hinweg bekannt geworden. Neben den „normalen“ Biker/innen coacht Kurt auch immer wieder Leistungssportler, wie die erfolgreiche Lisi Osl, die in Ihrer Zeit auf Ghost Bi mehrere Worldcups gewann.

Kurt Exenberger im Interview 2018 – Fette Zeiten in Tirol

Hi Kurt. Du bist bekannt als Fahrtechnik-Experte und nicht gerade langsamer MTB-Racer. Wie kam es dazu und was war vorher Dein Job?

In ganz jungen Jahren war ich bei der Post, bin aber auch da schon nebenher sehr engagiert Straßenrennen gefahren. Dann war ich lange Jahre im Winter als Ski- und Snowboardlehrer unterwegs, das war und ist auch meine Basis als Fahrtechniklehrer. In der sehr intensiven Snowboardlehrer-Ausbildung habe ich auch meine methodischen und didaktischen Fähigkeiten perfektioniert. Aus der Bewegungslehre lernte ich komplexe Bewegungsabläufe bis ins Detail zu zerlegen und so meinen Schülern beizubringen, das ließ sich natürlich auch auf Mountainbikes anwenden. Jetzt galt es nur noch die optimale Technik abzubilden. Und zum Racen motiviert war ich schon immer: Ob auf Ski, dem Snowboard, Langlaufski, mit dem Rennrad oder auf dem Cross Country Bike und schließlich auf Enduro- und Downhill-Bikes – egal hauptsächlich „a Gaudi“.

Deine Youtube-Tutorials haben viele Biker/innen erreicht. Reizt es Dich in Zukunft mehr in die Richtung zu machen oder wie ist dafür Dein Plan?

Mein Plan ist es in Zukunft wieder mehr Tutorials zu machen, nicht nur zu Fahrtechnik, sondern auch um sich richtig aufs Mountainbiken vorzubereiten und von vornherein Verletzungen zu vermeiden.

In Deiner Heimatregion Kitzbühel / Wilder Kaiser ist der Radtourismus im Sommer sehr präsent. Welche Entwicklungen erfreuen Dich dabei und wo würdest Du dafür noch gerne Veränderungen sehen?

Es ist cool, dass immer mehr Trails gebaut werden und man jedes Jahr mehr Biker sieht. Veränderungen würde ich vor allem gerne in dem Verhalten der Mountainbiker sehen. Ein nicht unwesentlicher Teil benimmt sich auf den Naturtrails furchtbar. Shortcuts und Erosion nehmen rapide zu. So wird unser Standing bei den Outdoorsportlern und Grundstückseigentümern nur schlechter.

Fatbikes sind im Winter ein touristischer Faktor geworden. Wie kamst Du zu dem Thema und welche Erfahrung hast Du mit Fatbike-Kurs-/Touren-Teilnehmer/innen gemacht?

Rein aus Spaß – ein Freund war im Vertrieb von einigen amerikanischen Fatbike-Marken tätig und hatte die Idee zum ersten FatBike Festival. Das haben wir dann umgesetzt und es war sehr erfolgreich und hat Spass gemacht – seit dem fahre ich selber und guide in den Kitzbüheler Alpen. Leider ist die Industrie wieder ziemlich abgesprungen und wir konnten kein zweites Festival organisieren. Touristisch ist es natürlich ein Nebenprodukt bei uns, aber meine geführten Touren werden immer besser besucht. Es gibt natürlich bei viele große Berührungsängste, aber alle sind nach einer Tour total begeistert. Die Fatbikes mit E-Unterstützung pushen das ganze jetzt noch mehr – jeder kann damit Fatbiken erleben!

Welche Meinung hattest Du zu E-MTBs als sie neu auf dem Markt waren?

Ich war mit meinem Background aus dem Rennsport dann doch eher negativ eingestellt, als die ersten E-Bikes aufkamen.

Familien und gemischte Gruppen freuen sich über E-MTBs und fahren damit ins Gelände. Wie schätzt Du das Gefahren-Potential durch untrainierte und wenig erfahrene Leute, die nun die Möglichkeit nutzen auf die Trails zu fahren?

Super, dass durchs E-Bike viele Menschen in die Natur kommen! Die Gefahr von Verletzungen durch Stürze steigt natürlich mit der größeren Anzahl an Einsteigern und unbedarften Usern gewaltig – Fahrtechnikkurse können hier die beste Abhilfe schaffen!

Du bist schon lange in der Bike-Szene und -industrie aktiv und kennst Dich aus. Wie prognostizierst Du den Anteil der E-Bike-Fahrer/innen im MTB-Bereich im Verhältnis zu den Biker/innen ohne Motor-Unterstützung? Werden Letztere bald seltene Ausnahmen sein?

Es werden sicher noch einige versierte Biker aufs E-Bike switchen, die „old school party“ wird aber meiner Meinung nach nicht aussterben. Es ist doch ein super Gefühl, einen Berg aus eigenen Kräften zu erklimmen. Warum geht man Laufen, Bergsteigen, Skitour usw.? Vielleicht 70% E und 30% Muscle?

Du trainierst als Athlet für Enduro-Rennen und vermittelst Neues an die Teilnehmer/innen in Deinen Camps. Welche neuen Dinge, die Du noch nicht kannst, willst Du auf Fatbikes, E-MTBs oder anderen Rädern als Challenge erlernen?

Auf dem Fatbike habe ich endlich den Wheelie ordentlich gelernt, da die seitliche Balance easy zu halten ist. Definitiv besser geworden sind durch das Biken im Schnee auch meine Schlamm-Skills. Es gäbe im Trial-Bereich noch so viel zu lernen, leider reicht da meine Zeit nicht aus.

Trialige Bergauf-Passagen reizen viele Könner, die aufs E-MTB steigen. Siehst Du das als Nische oder glaubst die Wanderwege werden in Zukunft immer mehr als Uphill-Spielwiesen genutzt werden?

Ich denke das wird eine Nische bleiben, denn bevor du einen Trail bergauf fahren kannst, musst du ihn zuerst bergab beherrschen. Die Anforderungen an Fahrtechnik und Fitness werden trotz E-Bikes auf Trails bergauf sehr schnell riesig! Als Gefahr sehe ich Leute, die auf Trails, die zum Abfahren gedacht sind, plötzlich ihr E-Bike bergauf bewegen wollen. Möchte man nicht glauben, dass jemand auf solche Ideen kommt – ich hatte aber persönlich schon solche Begegnungen.

Wo und auf was für Bikes siehst Du Dich in 10 Jahren?

Auf einem kompromisslosen Enduro-Bike mit 160 oder 170 mm Federweg unter 10 kg. Darauf kann ich dann den ganzen Tag durch die Berge fahren und muss nur meinen eigenen Akku mit feinsten Lebensmitteln laden.

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