Tipps: Der Hungerast – so vermeiden!

Diese Saison habe ich ihn ja bereits zweimal durchlebt, den Hungerast, den Mann mit dem Hammer.

Die Vorgeschichte:

Neheim, MTB-Marathon und Fleckenberg, Falke Rothaarsteigmarathon auf Halbdistanz werden mir so schnell nicht aus dem Kopf gehen. Merkmal beider Events war, dass ich zu Beginn viel zu schnell angefangen habe, zu viel Gas gegeben habe. Aber ich habe mich mitreißen lassen und es lief ja auch gut!

Die Symptome:

Vom einen auf den anderen Moment war es aus: In Neheim nach einer kleinen Abfahrt, beim Halbmarathon nach einer flachen Passage. Die Beine waren wie taub, das Herz raste wie wild, sprechen fiel mir schwer, ganz abgesehen vom Atmen…
Da ging es echt an meine Grenzen.

Der weitere Verlauf:

Sowohl auf dem Rad, als auch beim Laufen wollte ich die Strecke beenden. Das hieß sämtliche Motoren (Muskel, Herz, etc.) runterfahren und so viel zu mir nehmen wie möglich. Besonders kohlenhydratreiche Getränke und Lebensmittel, die den Zuckerspiegel schnell ansteigen lassen, sollten es sein: Cola, Apfelschorle, Iso-Drink, Trockenfrüchte, Banane,…
Ich weiß nicht, ob es ein Vorteil oder Nachteil ist, dass man sich beim Radfahren in Abfahrten erholen kann, weil kein Muskel (außer der Haltemuskulatur) große Arbeit leisten muss. Beim Laufen ist die muskuläre Arbeit selbst bergab größer. Wenn weniger Muskulatur arbeitet, werden mehr Ressourcen geschont. Gleichzeitig sackt der Kreislauf noch mehr ab, denn die Muskeln fallen als Pumpe für das Blut weg. Das Herz versucht nun die Arbeit der Muskeln zu übernehmen… das bei einem Puls, der eh schon jenseits der 180 liegt… Beim Laufen war mein Puls im Hungerast per se höher, maximale 213. Natürlich habe ich den Unterschied zwischen bergab, flach und bergauf gemerkt: Bergauf bin ich gegangen, sonst wäre ich vermutlich einfach umgefallen, da kein Treibstoff mehr vorhanden. Wie gesagt, ich weiß nicht, was bei derartiger Ausgangssituation die bessere Alternative ist.

Eigentlich möchte ich das nämlich nicht nochmal erleben.

Im Ziel musste ich in Neheim vom DRK versorgt werden, in Fleckenberg wusste ich ja einigermaßen was zu tun war. Cola, Cola, Cola und noch mehr Zucker. Allerdings kann der gar nicht so schnell ins Blut gelangen wie mir dann immer wieder schwarz vor Augen wurde.

Der wissenschaftliche Hintergrund:

Hungerast bezeichnet man auch mit Hypoglycämie. Das heißt, die Kohlenhydratspeicher sind leer, im Blut nichts, in der Leber nichts, weder frei verfügbar, noch in der Speicherform. Der Fettstoffwechsel gepaart mit ein paar letzten Kohlenhydraten hält die Maschine soeben noch am Laufen. Da die Belastung jedoch viel zu hoch ist und es jetzt auch schon zu spät ist, springt der Fettstoffwechsel nicht richtig an. Fette dienen nur bei niedrigen Belastungen als Energiequelle und ganz ohne Kohlenhydrate kommt der Fettstoffwechsel auch nicht aus.

Den Muskeln, vor allem aber dem Gehirn, geht also langsam der Treibstoff aus. Es kommt zu Schwindel, Übelkeit, etc. Muskeln und Gehirn melden der Steuerzentrale im Gehirn: kein Treibstoff mehr, also muss das Blut schneller zirkulieren, das Herz schneller pumpen, damit das nährstoffreiche Blut (Nährstoffaufnahme aus Nahrung via Darm oder Umwandlung der Speicherform) fix zu den Verbrauchern gelangt. Und hier ist der Fehler in der Rechnung…

Denn es ist kein nährstoffreiches Blut vorhanden. Weder Nahrung noch Speicher geben etwas her. Feedback der Muskeln und des Gehirns: Wo bleibt der Treibstoff? Herz, schlag schneller! So mein Puls von über 200…

Die einzige Möglichkeit, da ja Speicher leer, ist über Nahrung möglichst schnell Kohlenhydrate, Einfachzucker, zuzuführen. Aber auch die brauchen einen Moment um ihre Wirkung zu entfalten. So erklärt sich, dass mir nach dem Lauf nach circa 20 Minuten die Lichter eben wieder angingen, Symptome komplett weg, Treibstoff angekommen.

Für den Körper ist ein Hungerast wirklich eine Grenzerfahrung. So bin ich dann auch zum Arzt und lasse nun alles abchecken: Blut, Langzeit- und Belastungs-EKG. Durch meine low carb-Ernährung sind meine Speicher immer recht leer, mein Körper aber auch dran gewöhnt. Der Vorbereitung für die Belastung muss ich folglich mehr Aufmerksamkeit widmen. Auch im Rennen darf ich nicht zu spät essen.

Ich hoffe natürlich, dass diese beiden Erlebnisse einmalig bleiben und auch der Arzt jetzt nichts auszusetzen hat.

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